Tàijíquán

Tàijíquán ist eine chinesische Bewegungskunst.

Tàijí 太极 wurde aus dem Wújí 无极 geboren und ist die Mutter von Yīn und Yáng.“ Mit diesem Satz beginnt die klassische Schrift „Abhandlung über Tàijíquán“ von Wáng Zōngyuè 王宗岳. Wújí 无极 beschreibt einen Zustand der Unendlichkeit von Raum und Zeit, in dem sich der Kosmos noch in einem formlosen, ungeteilten Urchaos, wörtlich übersetzt einem Zustand „ohne Pole“, befand. Daraus wurde das Tàijí 太极 geboren, das wiederum die Mutter der beiden Pole Yīn und Yáng ist.

Quán bedeutet Faust.

Somit könnte Tàijíquán frei als Yīn-Yáng-Boxen übersetzt werden.

Tàijíquán ermöglicht die umfassende Entwicklung des Übenden. Das beinhaltet zum einen die Ausbildung einer ganzheitlichen Gesundheit im weitesten Sinn des Wortes, zum anderen die Ausbildung einer Methode zur angemessenen Verarbeitung äußerer Reize. So hat Tàijíquán einen doppelten Charakter: Es ist sowohl ein Weg zur körperlichen und geistigen Gesundheitspflege oder — wie es auf Chinesisch heißt — zum Nähren der Lebenskraft yǎngshēng zhīdào 养生之道, als auch ein intelligentes Selbstverteidigungssystem.

Zur gemeinsamen Richtschnur beider Seiten und zu ihrer gegenseitigen Gewichtung heißt es in der klassischen Schrift „Lied der 13 Grundformen“ shísānshìgē 十三势歌, die dem wohl berühmtesten Theoretiker des Tàijíquán Wáng Zōngyuè 王宗岳 aus der Zeit des Kaisers Qián Lóng 乾隆 (1735-1795) zugeschrieben wird:

Was soll die Richtschnur sowohl für das Nähren der Lebenskraft
als auch für die Anwendung als Kampfkunst sein?
Vorstellungskraft und Qì sind Gebieter, Knochen und Muskeln sind die Beamten.

若言体用何为准意气君来骨肉臣

Du möchtest untersuchen, worin letztlich der Sinn liegt?
Der ist ein langes Leben in ewigem Frühling.

想推用意终何在益寿延年不老春

Die Antwort ist eindeutig: Zwar sind Nähren der Lebenskraft und Anwendung als Kampfkunst, zwei unverzichtbare Seiten des Tàijíquán. Doch gemäß seinen Wurzeln in der klassischen dàoistischen Schule liegt die wesentliche Bedeutung im Nähren der Lebenskraft.