Ein paar Worte zur Geschichte des Tàijíquán

Dieser Artikel ist die Zusammenfassung der ausführlichen Darstellung „Geschichte und Ursprung des Tàijíquán“ aus dem Buch: Wáng Zhìzhōng 王志忠, Tàijíquán, die Tradition der 13 Grundformen

Die Erforschung der Geschichte und damit verbunden die Suche nach den Wurzeln des Tàijíquán sind heute in China ein hochsensibles Thema. Für Zündstoff sorgten seit den 30iger Jahren des 20. Jahrhunderts die Untersuchungen von Táng Háo 唐豪 und später Gù Liúxīn 顾留馨. Sie gipfelten in der These, Chén Wángtíng 陈王廷 sei der Begründer des Tàijíquán. Mit dieser These beschäftigt sich auch der vorliegende Artikel. Sein besonderer Reiz liegt in der Tatsache, dass der Verfasser seine Beweisführung nicht nur auf die quellenkritische Untersuchung wichtiger Texte stützen kann, sondern auch auf eigenes Erleben der Szene als Zuschauer der von Táng Háo 唐豪 angestoßenen Debatte. Aus dem Blickwinkel eines jahrzehntelangen, aktiven Mitglieds der Pekinger Kampfkunst-Kreise bringt er wichtige Informationen ein, die für das Verständnis unverzichtbar sind.


Tàijíquán blickt auf eine lange Geschichte zurück. Historische Studien der bereits verstorbenen alten Meister des Tàijíquán belegen, dass es schon seit der Zeit der chinesischen Südlichen und Nördlichen Dynastien (420-589) Aufzeichnungen über Namen von Bewegungen gibt, die denen des traditionellen Tàijíquán entsprechen. In den 15 Bewegungen von Hán Gǒngyuè 韩拱月, einem verstorbenen Meister der Liáng-Dynastie (502-557), gibt es z. B. die „Sieben Sterne und acht Schritte“, die „Hand hochheben“, die „Peitsche“, den „Vogel am Schwanz halten“ und weitere entsprechende Bewegungen.1 500 Jahre später in der Sòng-Dynastie nannte Chéng Bì 程珌 diese Form Kleiner Siebter Himmel. In den 37 Bewegungen von Xǔ Xuānpíng 许宣平, einem Eremiten der Táng-Dynastie, gibt es die „Vier Geraden“, die „Vier Schrägen“, die „Wolkenhände“ und weitere entsprechende Bewegungen. Die Inneren Übungen des Dàoisten Zhāng Sānfēng 张三丰 aus der Yuán und Míng-Dynastie erfuhren seinerzeit große Wertschätzung durch kaiserliche Kreise. Gleiches gilt für das Tàijí der 13 Grundformen2 von Yáng Lùchán 杨禄禅, einem Mann aus dem einfachen Volk der Qīng-Dynastie. Eine Schule des Tàijíquán breitete sich in der Míng-Dynastie durch Chén Zhōutóng 陈州同 und Zhāng Sōngxī 张松溪 in Chinas Süden aus. In Chinas Norden breiteten sich verschiedene Stile des Tàijíquán aus, so in der Qīng-Dynastie durch Wáng Zōngyuè 王宗岳, Jiǎng Fā 蒋发, Chén Chángxīng 陈长兴, Yáng Lùchán 杨禄禅 und Wǔ Yǔxiāng 武禹襄 und bis in die Zeit der Republik durch Wú Jiànquán 吴鉴泉 und Sūn Lùtáng 孙禄堂.

Leitgedanken sowie Konzepte zur Gesunderhaltung und Selbstverteidigung aller dieser Schulen und Stile stehen in engem Zusammenhang mit der philosophischen Auffassung von Lǎozǐ 老子: „Der Mensch richtet sich nach der Erde, die Erde richtet sich nach dem Himmel, der Himmel richtet sich nach Dào, Dào richtet sich nach dem natürlichen Lauf aller Dinge.“3 Das kann als die Hauptströmung des Tàijíquán bezeichnet werden. Gelehrte, die mit den philosophischen Grundlagen des Tàijíquán vertraut waren, bezeichneten es schon früh als Inneren Stil der chinesischen Boxkunst. Wáng Yúxiáng 王渔洋 erläuterte: „Der Faustkampf ist eine kühne Kunstfertigkeit. Shàolín ist äußerer Stil, der Stil von Zhāng Sānfēng 张三丰 aus den Wǔdāng Bergen ist Innerer Stil.“4

Charakteristische Merkmale des Tàijíquán sind Yīn und Yáng, weich und hart, Ruhe und Bewegung, leer und voll, beugen und strecken, öffnen und schließen. Dazu gehören auch gleichmäßig langsame, runde und fließende Bewegungen, eine gelassene Geisteshaltung und ein natürlicher Übungsstil, der sich wie von selbst vollzieht. Selbstverständlich hielten die Schaffenden der chinesischen Kampfkünste Tàijíquán als kulturelles Erbe der dàoistischen Schule hoch in Ehren.

1928 kam Chén Fākē 陈发科 von Hénán nach Peking. Er war durch seinen Unterricht im Kanonen Boxen der Familie Chén (chénshìpàochuí) bekannt. Dieses Boxen wurde seinerzeit in den Kreisen der alten Meister der chinesischen Kampfkünste als Shàolín Boxen bezeichnet, von den Schülern von Chén Fākē 陈发科 als „Chén Stil Tàijíquán“ und später von dessen Söhnen und Enkeln als „traditionell überliefertes Chén Stil Tàijíquán“. Diese Bezeichnungen wecken beim Verfasser Erinnerungen an vergangene Zeiten. Es ist es ihm deshalb heute ein Anliegen, die Wurzeln des „Chén Stil Tàijíquán“ darzulegen, dessen theoretische Grundlagen aufzuzeigen und einzelne Bewegungen zu erläutern.

Untersucht man die für das „Chén Stil Tàijíquán“ grundlegenden Bewegungen und Formen, so wird deutlich, dass sie sich eigentlich aus dem Boxhandbuch der Langen Faust aus Chéngōu5 herleiten. Die wesentliche theoretische Grundlage ist die von Chén Xīn 陈鑫 originell formulierte Theorie des Faden Wickelns. Als Beispiel kann die Schwerpunktbewegung des „Chén Stil Tàijíquán“ „Buddhas Wächter stampft im Mörser“ dienen. Ihrem Ursprung nach ist sie dem Shàolín Boxen zuzurechnen.6

Táng Háo 唐豪, ein Schüler von Chén Fākē 陈发科, war sich dieser Wurzeln sehr wohl bewusst. Er schrieb: „Der alte und der neue Rahmen der 13 Grundformen aus Chéngōu7 sind zuletzt in die Großstädte gelangt. Die Anforderungen beim Üben wie z. B. das Beugen des Beins bis man am Boden sitzt, das Springen mit dem zweimaligen Fußkick, das Stampfen mit dem Fuß bei der Bewegung ‚Buddhas Wächter stampft im Mörser‘ (nach der neuen Norm wird schon nicht mehr gestampft), alles das sind Gründe für die Bezeichnung Shàolín Boxen.“8 Die Formulierung „der alte und der neue Rahmen der 13 Grundformen aus Chéngōu“ stammt, nach Untersuchungen des Verfassers, aus der Feder von Táng Háo 唐豪. Weder im Werk des Vorfahren der Chén Familie, Chén Xīn 陈鑫 (mit Beinamen Pǐnsān 品三), „Bebilderte Erläuterungen des Tàijíquán der Familie Chén“9 noch im Werk des Vertreters des Zhàobǎo Tàijíquán10, Dù Yuánhuà 杜元化 (mit Beinamen Yùwàn 杜育万), „Authentisches Tàijíquán“11 gibt es eine derartige Formulierung.

1937 nutzte Táng Háo 唐豪 die Gunst der Stunde. Damals herrschte in der Bevölkerung ein allgemeines Desinteresse am chinesischen kulturellen Erbe vor. Dazu kam eine starke öffentliche Ablehnung feudalen Aberglaubens. Auf diesem Hintergrund verneinte Táng Háo 唐豪 die Legende über den Dàoisten Zhāng Sānfēng 张三丰, die besagt, jener habe die Kampfkunst plötzlich nach einen Traum beherrscht. Damit wollte er gleichzeitig die Person Zhāng Sānfēng 张三丰 insgesamt in Frage stellen und somit auch dessen Rolle bei der Erläuterung der acht Trigramme und fünf Wandlungsphasen. In seinem Aufsatz „Der Begründer des Tàijíquán“ formulierte Táng Háo 唐豪: „Ich stelle fest, dass Chén Wángtíng 陈王廷12 der Begründer des Tàijíquán ist [...] .“13 Diese gegenwärtig weltweit verbreitete Auffassung, Chén Wángtíng 陈王廷 sei der Begründer des Tàijíquán, geht also in Wirklichkeit auf Táng Háo 唐豪 zurück und wurde später durch die Bücher „Chén Stil Tàijíquán“14 der Autoren Shěn Jiāzhēn 沈家桢 und Gù Liúxīn 顾留馨 sowie „Untersuchungen über Tàijíquán“15 der Autoren Táng Háo 唐豪 und Gù Liúxīn 顾留馨 entsprechend weiter propagiert.

Der Verfasser selbst wurde bereits ab dem Kindesalter von seinen Lehrern in den verschiedensten Arten der traditionellen chinesischen Kampfkünste unterwiesen und ausgebildet. Kenntnisse über die unterschiedlichen Schulen, deren theoretische Grundlagen und die Geschichte der chinesischen Boxkunst wurden ihm von seinen Lehrern überliefert. Táng Háos 唐豪 These weckte einigen Zweifel in ihm und er begann der Geschichte des Tàijíquán von den Anfängen bis in die Gegenwart genauer auf den Grund zu gehen. Das Anliegen des Verfassers ist es, den nachgeborenen Generationen ein angemessenes Verständnis der Entwicklung zu ermöglichen.

Ergebnis seiner Untersuchungen ist, dass im Boxhandbuch der Langen Faust aus Chéngōu nicht nur die Bewegung „Buddhas Wächter stampft im Mörser“, die Schwerpunktbewegung des „Chén Stil Tàijíquán“, enthalten ist, sondern auch andere wichtige Bewegungen wie z. B. „Sechs- und viermal schließen“, der „Der Drache lässt sich am Boden nieder“, der „Der Kopf der Bestie“, den „Den Brunnen blockieren“, „Fassen und nicht entkommen lassen“, „Rote Augenbrauen“, „Im Tanz die Ärmel schwingen“, „Ellbogen wie ein Phönix“, „Herausschleudern“, die „Die Kanone auf den Kopf richten“, „Ununterbrochenes Kanonenfeuer“, „Umdrehen und Kanonenschlag“, „Mit der Kanone die Hand abschlagen“, die „Versteckte Kanone“, „Mit der Faust das Herz schützen“ und „Roter Faustschlag“.16 So viele Kanonen- und Faustschläge sind ein überzeugender Beleg dafür, warum die Altmeister der chinesischen Kampfkünste das „Chén Stil Tàijíquán“ als Shàolín Boxen und als Kanonen Boxen der Familie Chén (chénshìpàochuí) bzw. kurz als Chén Boxen (chénchuí) bezeichneten.

Das heutige „Chén Stil Tàijíquán“ ist weltweit verbreitet. Wenn man dessen besondere Merkmale wie z. B. die Kraft des Faden wickelnden Stils, das Stampfen mit dem Fuß, das Anhalten des Atems, die bebende Kraft oder auch die plötzlichen Kraftentladungen aufmerksam beobachtet, dann wird deutlich, dass das „Chén Stil Tàijíquán“ mit der Hauptströmung des traditionellen Tàijí der 13 Grundformen keinerlei innere Verbindung hat. Táng Háo 唐豪 selbst nahm folgende Einteilung vor: „Wenn man nach der Art der Bewegungen klassifiziert, dann sind alle kreis- und bogenförmigen Bewegungen des alten und des neuen Rahmens der 13 Grundformen aus Chéngōu spiralförmig, die anderen Stile der 13 Grundformen (Anm. d. Verf.: damit sind Yáng-, Wǔ-, Wú- und Sūn Stil Tàijíquán gemeint) haben keine Spiralbewegungen.“17 Das stimmt genau. Nur der Boxstil der Familie Chén hat die Faden wickelnden und spiralförmigen Bewegungen, während die Hauptströmung des Tàijíquán (d. s. Yáng-, Wǔ-, Wú- und Sūn Stil Tàijíquán) die Faden ziehende18 Übungsweise betont. Analysiert man Zielsetzung und boxtheoretische Grundlagen, dann haben beide ihre eigenen Charakteristika und gehören nicht zur selben Kategorie. Das Ziel der 13 Grundformen ist „ein langes Leben in ewigem Frühling“.19 Grundlage des Boxens ist die Theorie von Yīn und Yáng. Das Ziel des „Chén Stil Tàijíquán“ (Kanonen Boxen) ist, „sich beliebig in Drachen und Tiger zu verwandeln.“20 Grundlage des Boxens ist die Theorie des Faden Wickelns. Aufgrund der im Boxstil zum Ausdruck kommenden Prinzipien wirken die 13 Grundformen natürlich und weich wie Wasser, während das „Chén Stil Tàijíquán“ (Kanonen Boxen) heftig und unbeugsam wie Feuer lodert. Beide stehen sich unverträglich wie Feuer und Wasser gegenüber. Nur dem Namen nach heißt es „Chén Stil Tàijíquán“, tatsächlich aber ist es die Lange Faust aus Chéngōu. Nur dem Namen nach heißt es „der alte und der neue Rahmen der 13 Grundformen aus Chéngōu“, tatsächlich aber fehlen die Inhalte der 13 Grundformen völlig.

Lǐ Jīngwú 李经梧, ein weiterer Schüler von Chén Fākē 陈发科, lernte und übte 14 Jahre bei seinem Lehrer. In einem Aufsatz geht er auf Gù Liúxīns 顾留馨 Versuch von 1963 ein, das Vereinfachte Tàijíquán21 in Richtung Faden wickelnde Kraft zu verändern. Dort heißt es: „Im Vereinfachten Tàijíquán, dessen Wurzeln im Yáng Stil Tàijíquán liegen, ist es unmöglich, die Faden wickelnde Kraft zum Ausdruck zu bringen. Das ist nicht etwa ein Nachteil des Yáng Stil Tàijíquán oder des Vereinfachten Tàijíquán, sondern ganz im Gegenteil seine Besonderheit. [...] Wenn man dem Vereinfachten Tàijíquán die Faden wickelnde Kraft aufpfropfen will, dann muss man dessen Form und Struktur zwangsläufig verändern. [...] Ich bin der Meinung, dass man dem Vereinfachten Tàijíquán nicht mit Gewalt die Faden wickelnde Kraft aufpfropfen kann.“22 Seine Worte machen deutlich, dass die Hauptströmung des Tàijíquán und das „Chén Stil Tàijíquán“ letztendlich zwei verschiedene Systeme sind.

Hier soll der Dichter Yáng Chǎng 杨敞 mit einer Hymne auf Chén Fākē 陈发科 zitiert werden. Yáng Chǎngs 杨敞 Worte sind äußerst hilfreich für die Unterscheidung beider Stile. In dem Gedicht heißt es:

Früher hat man in Peking das Tàijíquán von Yáng Lùchán 杨禄禅 gepriesen. Langsam und weich besiegte er gekonnt seine Gegner. Ganz unerwartet begründete der werte Herr Chén 陈君 eine neue Schule. Die Kraft des Faden wickelnden Stils ist äußerste Härte.23

Voller Überzeugung schrieb der Dichter Yáng Chǎng 杨敞 diese Lobpreisung auf Chén Fākē 陈发科. Unabsichtlich kommen dabei aber auch deutlich die Unterschiede zwischen den Boxkünsten der beiden Familien Yáng und Chén zum Ausdruck. „Langsam und weich“ steht für Yáng Lùchán 杨禄禅 und die Hauptströmung des Tàijí der 13 Grundformen. „Die Härte des Faden wickelnden Stils“ steht für Chén Fākē 陈发科 und seine neue Schule. In dem Gedicht bewahrheitet sich das Sprichwort: „Schachspieler geraten oft in Verwirrung, während die Zuschauer einen klaren Kopf behalten.“

Kurz zusammengefasst hat sich das Tàijí der 13 Grundformen seit der Liáng-Dynastie allmählich und unter dem Einfluss der philosophischen Auffassungen von Lǎozǐ 老子 entwickelt. Das „Chén Stil Tàijíquán“ hingegen ist unter dem Einfluss des Tàijí der 13 Grundformen auf der Grundlage der Langen Faust aus Chéngōu entstanden. Beide haben nicht die gleichen Wurzeln.


  1. Chéng Língxǐ 程灵洗 zhuàn, in: Wú Túnán 吴图南, guóshù gàilùn, běijīngshì zhōngguó shūdiān, 1984, S. 56f.

  2. Tàijíquán wird auch „Tàijí der 13 Grundformen“ (tàijí shísānshì) oder nur „13 Grundformen“ (shísānshì) genannt, s. Wú Túnán 吴图南, (Manuskript), Mǎ Yǒuqīng 马有清 (Hg.), tàijíquán zhī yánjiū, shāngwù yìnshūguǎn xiānggǎng fēnguǎn, 1986, S. 32. Die 13 Grundformen bestehen aus den acht Techniken (bā fǎ): péng, lǚ, jǐ, àn, cǎi, liè, zhǒu, kào und den fünf Schritten (wǔ bù): jìn, tuì, gù, pàn, dìng.

  3. Lǎozǐ 老子, dàodéjīng, 25, übersetzt nach: Lú Yùsān 卢育三, lǎozǐ shìyì, tiānjīn gǔjí chūbǎnshè, 1987, S.129.

  4. Wú Túnán 吴图南, guóshù gàilùn, běijīngshì zhōngguó shūdiàn, 1984, S. 63.

  5. Táng Háo 唐豪, xíngjiànzhāi suíbǐ, wǔshù cóngshū, dì èr jí zhī wǔ, shànghǎishì guóshūguǎn, mínguó 26 nián, S. 66-68; cháng quán wird hier mit „Lange Faust“ übersetzt; unter dem Oberbegriff cháng quán werden verschiedene Boxsysteme des äußeren Stils zusammengefasst; Shàolín Boxen Shàolín quán gehört auch dazu.

  6. „Buddhas Wächter stampft im Mörser“, jīngāng dǎoduì; zur großen Schule des Shàolín Boxens gehört auch Jīngāng Boxen jīngāng quán, das „Boxen der Wächter Buddhas“; hier gibt es ähnliche Namen von Bewegungen, z. B. „Buddhas Wächter trägt die Pagode auf der Hand“ jīngāng tuōtǎ.

  7. Der alte und der neue Rahmen der 13 Grundformen aus Chēngōu, chēngōu lǎojià hé xīnjià; jià wird üblicherweise mit „Rahmen“ übersetzt, gemeint ist damit die Norm, die für die Struktur der Form und/oder die Körperhaltung beim Üben der Form gilt. - Die 13 Grundformen, von denen Táng Háo 唐豪 spricht, unterscheiden sich von denen der Hauptströmung des Tàijíquán grundlegend. Táng Háo 唐豪 schreibt: „Chén Wángtíng 陈王廷 wählte aus dem Boxklassiker Qī Jìguāngs 戚继光 29 Bewegungen aus und stellte die Form der Langen Faust zusammen; er wählte 13 Bewegungen aus und stellte die 13 Grundformen zusammen.“ Táng Háos 唐豪 13 Grundformen sind 13 Bewegungen, während die 13 Grundformen der Hauptströmung des Tàijíquán 13 grundlegende Elemente sind, die in den verschiedenen Bewegungen des Tàijíquán enthalten sind (s. auch 2).

  8. Táng Háo 唐豪, tàijíquán de fāzhǎn jí qí yuánliú, in: wǔshù yùndòng lùnwénxuǎn, rénmín tǐyù chūbǎnshè, 1959, S. 63f.

  9. Chén Xīn 陈鑫, chénshì tàijíquán túshuō, shànghǎi shūdiàn chūbǎnshè, 1995; erstmalig 1933 erschienen.

  10. Zhàobǎo ist ein Dorf ganz in der Nähe des Dorfes Chénjiāgōu. Dort wird Zhàobǎo Tàijíquán praktiziert.

  11. Dù Yuánhuà, tàijíquán zhèngzōng, in: Wáng Hǎizhōu 王海洲, Yán Hànxiù 严翰秀 , Dù Yuánhuà 杜元化 „tàijíquán zhèngzōng“ kǎoxī, rénmín tǐyù chūbǎnshè, 1999; „tàijíquán zhèngzōng“ erschien erstmalig 1935.

  12. Chén Wángtíng 陈王廷 wurde um das Jahr 1600 geboren. Er ist Vertreter der 9. Generation der Familie Chén aus Chénjiāgōu.

  13. Táng Háo 唐豪, tàijíquán zhī zǔ, in: Táng Háo 唐豪, xíngjiànzhāi suíbǐ, wǔshù cóngshū, dì èr jí zhī wǔ, shànghǎishì guóshùguǎn, mínguó 26 nián, S. 69

  14. Shěn Jiāzhēn 沈家桢, Gù Liúxīn 顾留馨, chénshì tàijíquán, rénmín tǐyù chūbǎnshè, 1. Auflage 1963, 4. Nachdruck 1982; das Buch hat einen Teil der Theorie der Hauptströmung des Tàijíquán (Wáng Zōngyuè 王宗岳, Wǔ Yǔxiāng 武禹襄, Yáng Chéngfǔ 杨澄甫 u. a.) ohne Quellenangabe übernommen.

  15. Táng Háo 唐豪, Gù Liúxīn 顾留馨, tàijíquán yánjiū, rénmín tǐyù chūbǎnshè, 1. Auflage 1964, 2. Auflage 1992.

  16. Die Namen der Bewegungen des „Boxhandbuchs der Langen Faust aus Chéngōu“ wurden verglichen mit den Namen der Bewegungen in den Büchern von Shěn Jiāzhēn 沈家桢, Gù Liúxīn 顾留馨, chénshì tàijíquàn, s. o. und Chén Xiǎowàng 陈小旺, shìchuán chénshì tàijíquán, rénmín tǐyù chūbǎnshè, 1985. Um den Text auch Lesern zugänglich zu machen, die nicht Chinesisch sprechen, wurde versucht die Namen der Bewegungen ins Deutsche zu übersetzen. Wenn eine Übersetzung lesbar bleiben soll, können häufig nicht alle Informationen berücksichtigt werden, wie z. B. hier die Veränderung von Zeichen im Laufe der historischen Überlieferung, z. B. lán „blocken“ zu lǎn „halten“, hóng „rot“ zu gōng „Oberarmknochen“, ào „gegengleich“ zu yāo „Rücken“, lǐ „in“ zu dǐ „unter“, usw. All das kann man in der chinesischen Version nachlesen.

  17. Táng Háo 唐豪, tàijíquán de fāzhǎn jí qí yuánliú, in: wǔshù yùndòng lùnwénxuǎn, s. o., S. 62.

  18. Wǔ Yǔxiāng 武禹襄, dǎshǒu yàoyán, in: Hǎo Shàorú 郝少如, Gù Liúxīn 顾留馨, wǔshì tàijíquán, rénmín tǐyù chūbǎnshè, 1984, S. 82.

  19. Wáng Zōngyuè 王宗岳, shísānshìgē, in: Shěn Shòu 沈寿, tàijíquánpǔ, rénmín tǐyù chūbǎnshè, 1995, S. 35.

  20. Chénshì jiāshèng, in: Chén Xīn 陈鑫, chénshì tàijíquán túshuō, s. o., S. 425.

  21. Das „Vereinfachte Tàijíquán“ ist auch als „Peking Form“ bekannt.

  22. Lǐ Jīngwú 李经梧, duì chánsījìn děng wèntí de kànfǎ, in: tǐyù yánjiū, dì 10 qī, 21.10.1964.

  23. Chāng Lún 昌沦, Zhōu Lìcháng 周荔裳 (Hg.), zhōngguó wǔshù rénmíng cídiǎn, rénmín tǐyǔ chūbǎnshè, 1994, S. 22, unter dem Namen von Chén Fākē 陈发科. Das Gedicht ist in der klassischen chinesischen Gedichtform juéjù geschrieben.