Tàijíquán als Kampfkunst
Traditionell hat Tàijíquán 太极拳 zwei unterschiedliche Aspekte. Zum einen geht es um Nähren der Gesundheit, zum andern geht es um Selbstverteidigung. Ganz im Sinne der Einheit von Yīn und Yáng bilden auch diese beiden Aspekte eine Einheit. Tàijíquán als Kampfkunst zu betrachten bedeutet also keine Wertung, sondern ist nur eine Beschränkung auf einen der beiden Aspekte.
Selbstverteidigung verstehen wir in einem umfassenden Sinn als Anwendung der Bewegungen des Tàijíquán. Die Anwendung hat sowohl in der Grundschule als auch in der hohen Schule des Tàijíquán ihre Bedeutung.
In der Grundschule geht es um die Ausführung der Bewegungen. Hier gibt die Anwendung Antwort auf die Frage: „Warum führe ich eine Bewegung so aus und nicht anders?“
Mit wachsender Fertigkeit bei der äußeren Bewegungsausführung wird die Aufmerksamkeit mehr und mehr nach innen gerichtet und ein Verständnis für die unterschiedlichen „Kräfte“ und Richtungen der einzelnen Bewegungen geschaffen. Diese finden ihre Anwendung im „Hände Schieben“ (tuīshǒu 推手): in den sog. „Vier Graden“ (sì zhèng 四正), den „Vier Ecken“ (sì yú 四隅) und später im sǎnshǒu 散手, d. b. ein „Hände Schieben“, das nicht in vorgegebenen, sondern in freien Bahnen abläuft.